Absatz planen, Produktion managen, Lieferketten überwachen, Bestände optimieren, eine integrierte unternehmensweite Planung durchführen und dabei stets die Profitabilität bei optimalen Service-Level im Auge behalten - all das sind Herausforderungen eines modernen Supply Chain Managements.
Die zentralen Themen für ein erfolgreiches Supply Chain Management sollen auf den folgenden Seiten beleuchtet werden, dazu gehören die Absatzplanung, das Sales & Operations Planning, Bestandsmanagement, die Produktions- und Kapazitätsplanung sowie in Zeiten immer kürzerer Innovationszyklen das Management der Einführung neuer Produkte.
Wer sich gleich für die praktische Umsetzung mit Hilfe neuster Software Lösungen in einer integrierten Unternehmensplanung interessiert, der springt zu unseren SCM Lösungen und liest dort insbesondere unter "SAP IBP" weiter.
Für eine eher grundlegende Annäherung an das Thema wollen wir aber zuerst die Frage beantworten:
Es gibt keine einheitliche Definition des Supply-Chain-Managements (SCM). Ganz im Gegenteil, es existieren zahlreiche teilweise sehr theoretische Definitionen [1], die zum akademischen Disput einladen, aber in der Praxis kaum weiterhelfen.
Für die Implementierungen von Supply-Chain-Management Lösungen hat es sich als nützlich erwiesen, einen einfachen auf das Supply Chain-Netzwerk ausgerichteten Definitionsansatz zu verfolgen (Harland 1996 [2]):
„Supply-Chain-Management ist das Management eines Netzwerks miteinander verbundener Betriebe, die an der letztlichen Bereitstellung von Produkt- und Dienstleistungspaketen beteiligt sind, die vom Endkunden angefordert werden.“
Für eine rein „technische“ Implementierung von Supply-Chain-Management Prozessen und Systemen mag diese einfache pragmatische Definition genügen, modernes Supply-Chain-Management betont aber auch die die Koordination und Integration aller Mitglieder entlang der Lieferkette und stellt funktionsübergreifende sowie über Unternehmensgrenzen hinausgehende Geschäftsprozesse in den Mittelpunkt, um Wertschöpfungsvorteile für die gesamte Lieferkette zu erzielen [3].
Daher legen wir in unseren Implementierungsprojekten gern folgende Definition des Council of Supply Chain Management Professionals zu Grunde, die all jene Aspekte berücksichtigt, die von State-of-the-Art Supply-Chain-Management Lösungen abgedeckt werden sollten:
"Das Supply-Chain-Management umfasst die Planung und Verwaltung aller Aktivitäten, die mit der Bezugsquellenfindung, der Beschaffung und der Produktion sowie allen Aktivitäten des Logistikmanagements zu tun haben. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Koordination und Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern, bei denen es sich um Lieferanten, Vermittler, Drittanbieter und Kunden handeln kann. Im Wesentlichen integriert das Supply-Chain-Management das Angebots- und Nachfragemanagement innerhalb und zwischen Unternehmen". [4]
Beispiele dafür, wie das in der Praxis umgesetzt werden kann, finden sich unter SCM Lösungen auf unsere Webseite.
SCM und Logistik befassen sich gleichermaßen mit dem Management von Material-, Informations- und Werteflüssen entlang der verschiedenen Abschnitte der Lieferkette, wobei sie eine Optimierung des Kundennutzens und eine systemweite Verbesserung der Wirtschaftlichkeit zum Ziel haben, so dass beide Begriffe oftmals synonym verwendet werden.
Aber im Vergleich zur klassischen Logistik bietet modernes Supply-Chain-Management einen qualitativen Unterschied: Die Logistik betrachtet in erster Linie die Material- und Werteflüsse innerhalb der Grenzen des einzelnen Betriebes und berücksichtigt weniger die Koordination selbständig agierender unternehmerischer Einheiten entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Dies ist vielmehr die Domäne des Supply-Chain-Management. Darüber hinaus berücksichtigt Supply-Chain-Management weitere Geschäftsfunktionen wie Marketing, Produktion, Rechnungswesen, Controlling, sogar Forschung und Entwicklung und - last but not least - die Unternehmensführung.
Erkennen kann man diese Unterschiede auch in der historischen Betrachtung der Entwicklung von Softwarelösungen für ERP- und SCM-Systeme: In den frühen 80er bis in die späten 90er Jahre des letzten Jahrhunderts dominierten ERP-Systeme (Enterprise Resource Planning) mit einzelnen Komponenten für die Logistik innerhalb eines Unternehmens den Markt. Am Beispiel SAP kann R/3 mit Modulen für die Materialwirtschaft und Beschaffung (MM), den Vertrieb (SD) und für die Produktion (PP) genannt werden. Bereichsübergreifende Planungsfunktionen (S&OP) oder über Unternehmensgrenzen hinweg integrierende Funktionen (z. B. VMI via EDI) waren nur in Grundzügen vorhanden. Mehr dazu auf unserer ERP-Seite unter "SCM mit SAP ERP und IBP".
Anfang der 2000er Jahre kamen Systeme hinzu, die die Logistik um echtes Supply-Chain-Management über Unternehmensgrenzen hinweg erweiterten wie z. B. SAP APO mit den Komponenten SNP (Supply Network Planning) und SNC (Supplier Network Collaboration). Details dazu finden sich auf unserer Seite mit der SCM Lösung „SAP APO“.
Erst in jüngerer Zeit, seit Anfang der letzten Dekade, sind SCM-Lösungen auf dem Markt, die die gesamte Bandbreite eines modernen Supply-Chain-Management abdecken und mit geschäftsfunktionsübergreifenden Verfahren für eine integrierte Unternehmensplanung weit über die klassische Logistik hinausgehen.
Diese decken Supply-Chain-Management in seiner ganzen Tiefe bis hin zum taktischen und strategischen Management ab, das eine Zeithorizont von mehreren Monaten bis Jahren umfasst, wohingegen sich die klassische Logistik vorzugsweise auf das operative Management konzentriert, das typischerweise durch Unternehmensentscheidungen in eine Zeithorizont von Tagen oder Wochen gekennzeichnet ist und daher eher in den exekutiven Systemen für Beschaffung, Lagerwirtschaft, Produktion und Vertrieb angesiedelt ist (in SAP beispielsweise in R/3, ECC oder S/4 in den entsprechenden Modulen MM, PP, SD sowie WM bzw. EWM).
Betrachtet man Supply-Chain-Management vom Anfang bis Ende der Lieferkette so gliedert es sich in verschiedene Teilprozesse, angefangen bei der Produktentwicklung, über die Beschaffung und Produktion bis hin zum Vertrieb.
Bei der Produktentwicklung geht es aus der Sicht des Supply-Chain-Management nicht nur darum einen Beschaffungsprozess für das neue Produkte zu etablieren und Lieferanten auszuwählen, sondern vielmehr auch darum, den Produkt-Lebens-Zyklus zu planen und den zukünftigen Absatz vorherzusagen. Das ist insbesondere für innovative Produkte, für die in der Regel keine Historiendaten vergleichbarer Produkte vorliegen, eine besondere Herausforderung, wie im Abschnitt Produkt-Lebenszyklus-Management ausgeführt.
Primäre Aufgabe des Supply-Chain-Management im Bereich der Beschaffung ist es, die Versorgung des Unternehmens mit allen nötigen Mitteln zu planen und umzusetzen. Dies in der Regel ein typisches Optimierungsproblem, da die Kosten der Beschaffung (Transportkosten, Lagerkosten etc.) stets der Forderung nach ständiger Verfügbarkeit und hoher Lieferfähigkeit entgegenlaufen.
Welche neuen Ansätze und fortschrittlichen Methoden es gibt, dieses Problem zu lösen, wird unter Bestandsmanagement besprochen und die entsprechenden Tools und Lösungen werden bei „IBP for Inventory“ vorgestellt.
Für den Produktionsbereich ist zum einen die Planung und der Einsatz der Produktionsressourcen von Bedeutung (Menschen, Maschinen und Material), bei der es auf eine möglichst realistische Planung der verfügbaren Kapazitäten sowie eine wirtschaftliche Losgrößenbildung ankommt (mehr dazu unter Produktions- und Kapazitätsplanung und optimale Bestellmenge), zum anderen laufen in der Produktion die Fäden aus Beschaffung und Vertrieb zusammen, so dass für eine optimale Produktionsausführung Angebot (Materialverfügbarkeit, Produktionskapazitäten, Lagerbestand) und Nachfrage (Absatzplan, Kundenaufträge, Distributionsbedarfe) in Einklang gebracht werden müssen.
Dies gelingt über einen orchestrierten Sales & Operations Planning Prozess als Teil des Supply-Chain-Managements, der nicht nur unternehmensweit und abteilungsübergreifend agiert, sondern auch die Perspektive der Finanzplanung und des Controllings integriert, so dass sich das Management stets am Ziel höchstmöglicher Profitabilität ausrichten kann.
Am Ende der Kette steht der Vertrieb bzw. der Absatz, der sich im ersten Schritt auf die Erstellung eines Absatzplanes fokussieren muss, welcher die zu erwartende Nachfrage am Markt möglichst realitätsnah abbildet. Dies ist der Startpunkt des Supply-Chain-Managements und mit der Qualität des Absatzplanes steht und fällt die Qualität des gesamten Supply-Chain-Managements.
Mehr zu den Herausforderungen der Erstellung eine Absatzplanes und den Vorteilen einer Produktsegmentierung innerhalb dieses Prozesses sind unter Absatzprognose und Produktsegmentierung dargestellt.
Ebenso zum Endpunkt des SCM gehören die Distributions-, Transport- und Routenplanung. Da diese sich aber typischerweise in einem kurzfristigen Zeithorizont von wenigen Tagen bis Wochen abspielen und sich in erster Linie mit operativen Prozessen befassen, kann dieser Bereich auch der klassischen Logistik zugeordnet werden.
[1] Brian J. Gibson, John T. Mentzer, Robert L. Cook: Supply Chain Management: The Pursuit of a Consensus Definition. In: Journal of Business Logistics. Vol. 26, No. 2, 2005, S. 17–25.
[2] Im englischen Original: …the management of a network of interconnected businesses involved in the ultimate provision of product and service packages required by end customers…. Harland (1996).
[3] Robert Frankel, Dag Näslund, Yemisi Bolumole: The ‘White Space’ of Logistics Research: A Look at the Role of Methods Usage. In: Journal of Business Logistics. Vol. 26, No. 2, 2005, S. 185–208.
[4] CSCMP Supply Chain Management Definitions (Memento vom 8. Dezember 2012 im Internet Archive), CSCMP, abgerufen am 30. November 2008.